Blick durch ein zerbrochenes Fenster einer verlassenen Finca auf Mallorca – symbolisch für den ungeklärten Mord am Bierkönig-Gründer Manfred Meisel.

Die wahre Geschichte des Bierkönig

Wer den heutigen Ballermann kennt, denkt an Säulen im Megapark, Schlagermusik und Feiern bis zum Sonnenaufgang. Doch kaum jemand weiß, wem die „Erfindung“ dieses Massenphänomens tatsächlich zu verdanken ist – oder welchen düsteren Preis es gekostet hat.

Hinter dem Aufstieg des Bierkönigs, einer der bekanntesten Party-Adressen Europas, steht ein Mann, den kaum jemand kennt: Manfred Meisel. Ein Visionär mit Geschäftssinn und Mordopfer. Seine Geschichte ist eine der spektakulärsten und gleichzeitig am wenig bekanntesten Geschichten rund um den heutigen Ballermann.

Der unbekannte Mann hinter dem Mythos

Manfred Meisel wird vermutlich 1948 in Frankfurt geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt.

Bekannt ist: Meisel betreibt viele Jahre lang erfolgreich eine Zoohandlung. Erst später wagt er den Wechsel in die Gastronomie. Mit Imbissbuden beginnt er dann folgt ein echter Glücksgriff: das Gasthaus Struwelpeter im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen. Das Konzept klassisches deutsches Essen, Apfelwein und ein gut laufender Biergarten funktioniert. 

Die Idee vom Bier unter Palmen

In den späten 1980er-Jahren erkennt Meisel, dass der Massentourismus auf Mallorca wächst, aber vor allem Rentner und Skatvereine dort Urlaub machen. Junge Deutsche? Fehlanzeige. Partyangebote? Kaum vorhanden. Meisel erkennt: Party und Sonne – das fehlt in Kombination.

Er fliegt nach Mallorca, besichtigt verschiedene Orte, spricht mit Gastronomen. Schließlich stößt er in El Arenal auf ein heruntergekommenes, aber großes Objekt in Strandnähe in direkter Nachbarschaft zum Balneario 6, der von deutschen Touristen bereits als „Ballermann“ bezeichnet wird.

Meisel hat das nötige Kapital. Mit einer Tasche voller Bargeld kauft er das Objekt und beginnt mit dem Umbau. 1990 eröffnet er den „Bierkönig“.

Die Geburtsstunde des modernen Bierkönigs

Von Anfang an setzt Meisel auf eine Idee, die seiner Zeit voraus ist:

  • Öffnungszeiten rund um die Uhr (außer eine Stunde Putzpause morgens um 7)

  • Kombination aus Biergarten & Nachtclub

  • Großfläche für 3.500 Gäste, mehrere Bars, Bühne, Live-Acts

Er beobachtet den deutschen Markt genau und erkennt: Wenn es auf der Insel deutsche Musik, deutsches Essen, deutsches Bier und Fußballübertragungen gibt dann fühlt sich der Gast heimisch.

Der Durchbruch kommt 1994, als Satellitenschüsseln den Empfang deutscher TV-Programme auf Mallorca ermöglichen. Deutschlandspiele im Bierkönig in voller Lautstärke, mit deutschem Kommentator machen das Lokal zur Pflichtadresse für alle Urlauber. 

Ein Geschäft, das größer wird als Meisel selbst

Bald floriert nicht nur der Ausschank:
Meisel führt einen Geldwechselservice ein – D-Mark in Peseten (damalige Währung Spaniens), zu besonders günstigen Wechselkursen. Es ist ein geschickter Trick: Die Urlauber kommen zum Geldwechseln, bleiben aber für Getränke. Geldautomaten gibt es in den 90ern kaum.

Offiziell verdient Meisel sein Geld mit Bier. Inoffiziell, so wird später spekuliert, fließt das Bargeld in Mengen, die kaum zu kontrollieren sind. Laut Aussagen von Zeitzeugen wurden Müllsäcke voller Scheine gezählt – an Wochenenden bis zu 200.000 D-Mark täglich, ausschließlich bar.

Ein Vermögen, das auch Vögel ernährt

Mit dem Erfolg erfüllt sich Meisel einen Kindheitstraum: Er baut auf seiner Finca bei Palma eine der größten Papageienzuchten Europas auf. Über 2.000 Vögel, darunter seltenste Arten. Einzelne Tiere erzielen Preise von über 10.000 Mark.

Was wie ein exzentrisches Hobby wirkt, wird bald zum lukrativen Nebengeschäft – doch möglicherweise auch zum Risiko. Denn der Handel mit exotischen Vögeln ist ein sensibles, teilweise illegalisiertes Geschäftsfeld, das seit Jahrzehnten im Fokus internationaler Artenschutzorganisationen steht. Vor allem bei seltenen Arten sind Schwarzmarktpreise und Schmuggelstrukturen längst etabliert. 

Ein tödliches Ende

Am 12. November 1997 werden Manfred Meisel, seine Haushälterin und sein achtjähriger Sohn Patrick in seiner Finca erschossen. Die Morde sind professionell ausgeführt – zwei Schüsse in den Kopf pro Opfer.

Als die Polizei eintrifft, findet sie in der Villa Millionenbeträge in Bargeld, versteckt an verschiedenen Stellen. Kurios: Nichts wurde gestohlen. Die Täter ließen das Geld zurück.

Ein Fall voller Fragen

Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter dem Dreifachmord steckt. Drei Theorien halten sich hartnäckig:

  1. Die Papageien-Mafia: Der illegale Tierhandel gilt als eines der einträglichsten Schwarzgeschäfte Europas. Seltene Eier und Vögel wurden damals gehandelt wie Drogen.

  2. Die Konkurrenz auf Mallorca: Nach Meisels Tod teilen sich zwei Unternehmergruppen die lukrative Schinkenstraße auf – die Betreiber des Megapark und des Rio Palace. Zufall?

  3. Die organisierte Kriminalität: Drogen, Geldwäsche, Schwarzarbeit das Nachtleben Mallorcas war in den 90ern tief mit kriminellen Strukturen verwoben.

Eine Aufklärung des Falls blieb bis heute aus. In Spanien wurde das Verfahren 2017 eingestellt.

Das Vermächtnis

Der Bierkönig existiert noch heute. Millionen Gäste feiern jährlich an dem Ort, den Meisel einst aus dem Nichts aufgebaut hat. Doch sein Name taucht in keinem Prospekt auf. Keine Gedenktafel erinnert an ihn.

Der Mann, der den modernen Bierkönig begründete, bleibt bis heute ein Schatten. 

 

Quellen:

https://www.youtube.com/watch?v=SQ8oCiNaCtY 

https://www.mallorcazeitung.es/boulevard/2022/02/26/bierkoenig-mord-manfred-meisel-mallorca-konig-von-palma-63092670.html 

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